04.08.2017
Das Frühstück bei Jane am nächsten Morgen ist eine Katastrophe. Der Kaffee schmeckt wie Abwaschwasser und wir warten ewig, bis das spärliche Frühstück am Tisch serviert wird. Verärgert wollen wir so schnell wie möglich aufbrechen, doch die Hausherrin muss uns unbedingt noch die Geschichte des Hauses und ihrer Familie erklären. Da wäre uns ein gutes Frühstück wichtiger gewesen.
Eigentlich kommt man auf dem parallel zum Ottawa-River verlaufenden Hwy. 148 schnell nach Ottawa. Doch in einem Reiseführer war ein Bericht über eine Covered-Bridge in Wakefield. Und so
beschließen wir in
Campbell´s Bay links auf den Hwy. 301 abzubiegen und kurze Zeit später rechts auf den Hwy. 366. Was wir leider nicht wissen, der Hwy. 366 ist zum größten Teil eine Schotterstraße und so erreichen
wir Wakefield östlich des Gatineau Parks erst um 10 Uhr.
Die Wakefield Covered Bridge wurde 1915 erbaut. Sie überspannte den Gatineau-River bis ein Brand sie 1984 zerstörte. Erst im Jahr 1997 wurde die Brücke originalgetrau wieder aufgebaut.
Um 11 Uhr sind wir in Gatineau am Nordufer des Ottawa-River. Gatineau ist das französische Pendant zu Kanadas Hauptstadt Ottawa. Zum Glück finden wir einen Parkplatz (gebührenpflichtig) in der Nähe des Canadian Museum of History. Kanadas Nationalmuseum für Geschichte und Gesellschaft wurde erst 1989 erbaut und schmiegt sich mit seinen der Natur nachempfundenen Rundungen und Linien harmonisch in die Flusslandschaft des Ottawa-Rivers ein.
Über die Alexandra Bridge überqueren wir den Ottawa-River. Von der Brücke hat man noch einen schönen Blick zurück auf das Canadian Museum of History in Gatineau ...
... und nach vorne zum Parliament Hill von Ottawa.
Welcome in Ontario
Fragt man jemanden nach der Hauptstadt von Kanada, sagen die Meisten Toronto. Falsch. Es ist Ottawa mit rund 900.000 Einwohnern. Es ist damit die viertgrößte Stadt Kanadas. Rechnet man die Partnerstadt Gatineau auf der anderen Fluss Seite in der Provinz Québec hinzu, hat der Großraum Ottawa-Gatineau sogar rund 1.300.000 Einwohner.
Wir kommen zur 1988 erbauten National Gallery of Canada am Sussex Drive. Rechts daneben Kanadas Münzprägeanstalt Royal Canadian Mint.
Gegenüber der National Galerie steht die Notre-Dame Cathedral. Eine mächtige Kirche mit deren Bau im Jahr 1841 begonnen wurde. 1879 wurde sie durch Papst Leo XIII in den Status einer Basilika erhoben. Es ist ein Ehrentitel der römisch-katholischen Kirche für bedeutende Kirchbauten.
Nicht weit entfernt bietet der ByWard Market mit 70 Ständen in der zweigeschossigen Markthalle alles an, was man zum Leben so braucht: frisches Obst und Gemüse, Haushaltswaren, Bekleidung, Galerien, Bistros und Restaurants. Ein Treffpunkt für Einheimische und Touristen gleichermaßen. Auch wir machen einen kurzen Stopp zum Verschnaufen und essen in einem Bistro.
Zum 150-jährigen Jubiläum Kanadas in diesem Jahr finden in allen Städten des Landes viele Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Ottawa ist Zentrum der Jubiläumsfeierlichkeiten. Auch hier am ByWard Market Square.
Die Bevölkerung Ottawas ist zu 63 % englisch- und zu 15 % französischsprachig. Das hören wir auch an den Nachbartischen im Bistro und an den Ständen in der Markthalle.
Von den Terrassen des Fairmont Château Laurier Hotels blicken wir hinunter auf die Ottawa Locks - die Schleusen des 100 Jahre alten Rideau Canals (UNESCO-Weltkulturerbe seit 2007) der hier in den Ottawa-River mündet. Der Höhenunterschied beträgt 25 m und alle Schleusentore werden noch von Hand bedient. Der Kanal verbindet die Hauptstadt Ottawa am Ottawa-River mit der Stadt Kingston am Ontariosee. Die künstliche Wasserstraße ist 202 km lang und es ist die älteste, ununterbrochen benutzte, künstliche Wasserstraße in Nordamerika.
Wir sind am Parliament Hill angekommen. Hoch über dem Fluss thronen die drei Regierungsgebäude und prägen die Silhouette Ottawas. 1860 legte der englische Kronprinz Edward den Grundstein für die Gebäude im neogotischen Stil.
Der Blick hinüber nach Gatineau und auf die Basilika Notre-Dame ist fantastisch. Hier einige Impressionen:
Vom Parliament Hill steigen wir nun wieder hinunter zum Ottawa-River. Im Schatten des Bytown Museums genießen wir eine kühle Zitronen-Brause und schauen dem emsigen Treiben an den Schleusen des Rideau-Canals zu. Dann fahren wir mit einem kleinen Shuttelboot wieder zurück nach Gatineau, wo unser Auto steht.
In Gatineau befindet sich aus Anlass des Jubiläums "150 Jahre Unabhängigkeit Kanadas" eine wundervolle Figurenausstellung im Park Jacques-Cartier am Ottawa-River. Wir hatten es schon bei unserer Ankunft am Vormittag bemerkt, wollten jedoch das tolle Wetter nutzen und uns zuerst Ottawa ansehen. Doch nun um 16 Uhr ist das Wetter sogar noch besser geworden und so schauen wir uns die tollen Figuren im Themenpark zu Ehren des kanadischen Jubiläums mal genauer an. Der Eintritt ist frei!
Die überlebensgroßen Tier- und Menschenfiguren bestehen alle aus Pflanzen, die auf ein nicht mehr sichtbares Stahlnetz gepflanzt wurden. Die Pflanzen werden von innen mit Wasser versorgt. Diese wunderschöne Gartenbaukunst nennt sich Mosaiculture. In der Themen-Ausstellung werden Kanadas 10 Provinzen und 3 Territorien sowie die First Nations Québec und Labrador in 33 Meister-werken in fünf historischen Sektoren präsentiert. Ein Highlight in unserem Urlaub!
Mit dem Auto fahren wir hinüber nach Ottawa Downdown in die Tiefgarage unseres Hotels Delta Ottawa City Centre.
Das 4-Sterne Hotel liegt zentral - ideal um von hier zu Fuß in die Stadt zu starten. Wie laufen durch die Sparks St. nach Nord-Osten Richtung Parliament Hill und weiter zum Rideau Canal. Unser Abendessen in der Microbrewery Biermarkt ist wieder klasse (69 $ CAD = 46 €). Leider müssen wir von der Außenterrasse in der Sparks St. ins Innere wechseln da es anfängt zu regnen. Das Lokal bietet selbstgebrautes Bier aber auch weitere 150 Sorten aus 30 Ländern. Durch die Scheiben des verglasten Kühlraums kann man die "Schätzchen" bewundern.
05.08.2017
Wir starten wieder sehr früh und ohne Frühstück. Schnell sind wir aus Ottawa raus und auf dem King's Highway 417 unterwegs. Er ist Bestandteil des Trans-Canada Highways (TCH). Erkennbar an dem weißen Ahornblatt auf grünem Grund. Der Trans-Canada Highway ist über 7000 km lang und verbindet die Westküste mit der Ostküste Kanadas. Er ist sowohl die einzige durchgehende transkontinentale Straßenverbindung Kanadas als auch die drittlängste Straßenverbindung der Welt.
In Casselmann, 55 km östlich von Ottawa, machen wir Frühstück. Spontan entscheiden wir uns für "Tim Hortons" ;-) Nach weiteren 70 km auf dem TCH erreichen wir wieder die Grenze zur Provinz Québec, in der wir nun die nächsten Tage bleiben. Bienvenue au Québec.
Wir überqueren auf der mächtigen Brücke "Pont Serge-Marcil" den Sankt-Lorenz-Strom. Montreal lassen wir links liegen und auf der Autoroute 10 fahren wir weiter in die Eastern Townships. Um 14 Uhr erreichen wir den Ferienort Magog. Es schüttet wie aus Kübeln. Unser Hotel heißt Hôtel Chéribourg und liegt nördlich der Autoroute 10 an der Straße, die in den Mont-Orford National Park führt. Zum Glück wohnen wir nicht im Haupthaus des Hotels, sondern können einen eigenen Bungalow beziehen. Die Ferienwohnung ist ganz neu eingerichtet und da es weiter heftig gewittert, bleiben wir 3 Stunden daheim.
Die Eastern Townships - oder wie man hier sagt Cantons de l'Est - sind ein kanadisches Sahnehäubchen. Hier findet man Landschaften die einem den Atem rauben, Roadtrips zu malerischen Dörfern und Städten, Attraktionen und Aktivitäten im Sommer und Winter, gemütliche Unterkünfte und einzigartige Gourmet-Erlebnisse.
Magog liegt am Nordende des Lac Memphrémagog und wird vom 900 m hohen Mont-Orford überragt. Ein Wanderparadies im Sommer und Ski-Eldorado im Winter. Der Parc National du Mont-Orford ist ein kleines Natur-und Erholungsgebiet mit einem ausgedehnten Netz an Wanderwegen und kristallklaren Seen.
Am Abend fahren wir hinunter nach Magog. Die Geschäfte und Restaurants konzentrieren sich entlang der Hauptstraße Rue Principale (wieder der Name schon sagt). Unser Abendessen auf der Süd-Terrasse des Restaurants 1855 mit Blick auf den Fluss ist ein Traum. (70 $ CAD = 48 €, 428 Principale Ouest, Magog).
Wir laufen zum See und genießen den herrlichen Abend. Schade, dass wir nur eine Nacht in Magog bleiben.