31.07.2017
Nach der Ankunft mit der Bahn am Flughafen Frankfurt wollen wir natürlich sofort einchecken und erleben unsere erste aber zum Glück auch einzige böse Überraschung. Der Herr am Condor-Schalter meint, dass unsere eTA Registrierung (electronic travel authorisation) nicht richtig sei. Wir hätten in der Reisepassnummer ein "O" geschrieben statt einer "0" (Null). Leider hat er Recht! Ich frage mich, wie kann das sein. Unsere online eTA Registrierung für Kanada hatten wir schon vor Monaten durchgeführt und sofort eine Genehmigung erhalten. Es wird offensichtlich keine Überprüfung zwischen "O" und "0" durchgeführt. Ungeheuerlich. Egal. Uns bleiben nur noch 2 1/2 Stunden bis zum Abflug und wir müssen an einen separaten Schalter für eine neue eTA Registrierung. Die Nerven liegen blank als wir erfahren, dass es für eine "normale" Registrierung schon zu spät ist und wir die Express Registrierung für 60 Euro pro Person durchführen müssen. Mit dem "P" für Panik in den Augen stimmen wir zu, wohlweißlich, dass wir in diesem Moment sicher über den Tisch gezogen werden. Aber mit dem Blick auf die Uhr ist nun alles egal und so schieben wir die 120 Euro über den Tresen. Kurze Zeit später erhalten wir die eTA Genehmigung und können endlich einchecken.
Habt Ihr auch schon solche Erfahrungen am Flughafen gemacht? Dann berichtet uns bitte mal davon!
Der Flug mit Condor von Frankfurt nach Toronto ist eine Tortur; enge Sitzabstände, alte Maschine mit Röhrenfernsehern unter der Decke und viele Turbulenzen. Wir sind froh als wir am späten Nachmittag endlich auf dem Toronto Pearson International Airport landen. Die Übernahme des vorgebuchten Mid-Size SUV am Alamo Schalter verläuft reibungslos. Die Fahrt über den Highway 427 und den Gardiner Expressway bringt uns innerhalb von 45 min zu unserem Hotel in der Dundas Street. Die ersten Aussichten von der Stadtautobahn auf Downtown Toronto sind schon spektakulär.
Das Hotel Bond Place Toronto in der Nähe des hippen Dundas Square ist ein modernes Mittelklasse-Hotel. Eine Tiefgarage (auch für Hotelgäste) befindet sich auf der Ecke schräg gegenüber. Wir checken ein, machen uns ein bisschen frisch und erkunden dann noch die nähere Umgebung rund um den Dundas Square mit seinen vielen Shopping-Malls, Kinos und Restaurants.
01.08.2017
Am Morgen scheint die Sonne auf die Hochhäuser Torontos. Was für ein Ausblick!
Hier mal einige Fakten zur Metropole Toronto:
Auf der Suche nach einem Frühstücks-Restaurant oder Coffee Shop kommen wir schon an einigen historischen Gebäuden vorbei. Zwischen den Hochhäusern fallen sie gar nicht mehr auf. Das Elgin and Winter Garden Theater sind zwei Theater übereinander - einmalig weltweit. In der Massey Hall sind schon viele namhafte Künstler und Politiker aufgetreten (z.B. Callas, Caruso, Pavarotti, Churchill). Im Jahr 1994 feierte der Konzertsaal sein 100-jähriges Bestehen.
Dann finden wir endlich ein tolles Lokal zum Frühstücken: der Sunset Grill in der Richmond St. / Ecke Yonge St. (gegenüber befindet sich das Kaufhaus Hudson's Bay). Das Frühstück ist der Hammer (für 28 $ CAD = 19 €) und wir beschließen in 15 Tagen, wenn wir von der Rundfahrt zurückkommen, hier wieder zu frühstücken. Wir machen einen Abstecher zur Old City Hall und schlagen dann den Weg nach Süden ein. Das neue Rathaus wollen wir uns am Abend anschauen.
Wir laufen die Yonge St. nach Süden und biegen an der Wellington St. nach Osten ab. Im Berczy Park steht ein lustiger Hunde-Springbrunnen. 100 Meter weiter unser Ziel: das Gooderham Building - Torontos Flatiron Building.
Das wohl beliebteste Fotomotiv nach dem CN-Tower ist sicher das Gooderham-Building. Das "Bügeleisen-Gebäude" wurde 1892 von der reichen Gooderham-Familie erbaut. Die Gooderhams haben ihr Vermögen mit der Destille im weiter östlich gelegenen Distillery Historic District gemacht. Das Stadtviertel wurde nach der Schließung der Destille vor nicht allzu langer Zeit in ein schickes Shopping -und Restaurantcenter in den historischen Werkhallen des Unternehmens umgewandelt. Den Distillery District werden wir uns am Ende unserer Kanada-Rundfahrt noch genauer ansehen.
Ein paar Schritte weiter erreichen wir den St. Lawrence District rund um den sehr beliebten St. Lawrence Market.
Die restaurierte Markthalle ist ein Anziehungspunkt für Touristen aus der ganzen Welt. Im südlichen Teil der Halle ist die Fassade der ersten City Hall Torontos integriert. Super gemacht.
Nachdem wir im St. Lawrence Market etwas gegessen haben, laufen wir die Front St. nach Westen, vorbei am Sony Centre for the Performing Arts (eine Arena für Rock- und Pop Konzerte) und der Hockey Hall of Fame zur Geschichte des kanadischen Nationalsports. Dann erreichen wir den zentralen Bahnhof Torontos, die Union Station. Sie markiert den Südrand des sich anschließenden Financial Districts mit seinen Hochhäusern. Gegenüber des Bahnhofs liegt das imposante Fairmont Royal York Hotel, welches 1922 von Canadian Pacific Railways erbaut wurde.
Vom Bahnhof gehen wir über Fußgängerbrücken und durch Glastunnels direkt zum CN-Tower der sich im südlichen Teil des Entertainment Districts befindet.
Hier einige Fakten zum CN-Tower:
Wir kaufen uns Tickets für eine Besichtigung des Turms (81 $ CAD = 55 €) und müssen zum Glück gar nicht so lange anstehen, bis uns der gläserne Fahrstuhl an der Außenseite des Turms nach oben befördert. Die Aussicht ist atemberaubend. Die Autos in den Straßenschluchten wirken wie Spielzeugautos und der Blick durch die Panzerglasscheiben in die Tiefe ist bestimmt nicht jedermanns Sache.
Direkt südlich des CN-Towers befindet sich der Roundhouse Park mit dem ehemaligen Lokschuppen. Heute befindet sich hier das Toronto Railway Museum sowie die bekannte Steam Whistle Brauerei. Und das beste: das erste Bier kostet "nix" ! Prost!
Der SkyDome neben dem CN-Tower wurde 2005 umbenannt und heißt nun Rogers Centre. Die Sportarena ist die Heimat der Baseballmannschaft Toronto Blue Jays und des Canadian-Football-Teams Toronto Argonauts. Vor dem Stadion steht eine Statue des ehemaligen CEO von Rogers Communications. Der Unternehmer Ted Rogers verstarb 2008.
Zu Fuß laufen wir nach Süden zum Harbour-front Centre. Tickets für eine Harbour Cruise haben wir schon. Da wir etwas früh dran sind, essen wir auf der Außenterrasse des Restaurants The Goodman (60 $ CAD = 40 €) und schauen den vielen Ausflugsbooten und den Fähren beim Ein- und Auslaufen am Queen’s Quay Terminal zu.
Um 15 Uhr startet unsere Harbour Cruise auf dem Steamship Nachbau "Oriole" hinüber zu den vorgelagerten Toronto Islands und zurück.
Direkt über unsere Köpfe donnern Propeller-Maschinen um auf dem Billy Bishop Toronto City Airport zu landen.
Leider haben wir von unserem Ausflugsdampfer "Oriole" von Mariposa Cruises keine Fotos gemacht. Sorry!
Vom Hafen laufen wir zurück zur Union Station und fahren mit der U-Bahn nach Norden zum Royal Ontario Museum (ROM). Es ist das größte Museum Kanadas und verfügt über eine beeindruckende Sammlung von Dinosauriern sowie Millionen von Ausstellungsstücken zur Kunst, Archäologie, Wissenschaft und Kultur Ägyptens, Südamerikas, des Nahen Ostens, Afrikas, Ostasiens, Europas und natürlich Kanadas. Leider können wir kurz vor der abendlichen Schließung um 18 Uhr nur noch einen Blick ins Foyer werfen und die Facilitys nutzen ;-)
2008 wurde das ROM grundlegend überarbeitet, restauriert und erweitert. Der dem Haus übergestülpte Kristall „The Crystal“ entstammt der "Feder" des bekannten Architekten Daniel Libeskind.
Tipp: einen guten Fotostandpunkt mit Blick auf das ROM hat man von den Stufen der schräg gegenüber liegenden Kirche "Church of the Redeemer" (Bloor St. W / Ecke Avenue Rd.).
Durch den Queen´s Park laufen wir wieder nach Süden. Der Park ist die grüne Lunge der Downtown. Am Südende der gepflegten Anlage befindet sich das Ontario Parliament von 1892. Es kann besichtigt werden, der Eintritt ist frei!
Das Ontario College of Art & Design (OCAD) ist Kanadas größte und älteste Universität für Kunst und Design. Vorbei am Universitätsklinikum und der Art Gallery of Ontario erreichen wir das spektakuläre Gebäude nach 15 Gehminuten.
Das Sharp Centre for Design ist ein futuristischer Erweiterungsbau des Ontario College of Art & Design (OCAD). Wir fragen uns, wie der zweigeschossige Quader auf diesen dünnen und 26 m hohen Stelzen stehen kann. Er wird doch sicher nicht aus Pappmaché bestehen. Eine beeindruckende Ingenieurleistung des Architekten Will Alsop und des Büros Robbie/Young + Wright Architects aus Toronto.
Mit der Straßenbahn fahren wir die Dundas St. nach Westen in den quirligen Stadtteil Kensington. Hier leben seit Generationen Einwanderer verschiedenster Nationalitäten beieinander. Alles wirkt ein wenig heruntergekommen und verlottert. Die Menschen sind jedoch (scheinbar) gut drauf und sehr freundlich.
Seit 2006 steht Kensington auf der kanadischen Liste der National Historic Sites. Weitere Infos findet ihr hier: www.kensington-market.ca
Von Kensington machen wir uns auf den Weg zum Nathan Philips Square. Hier befindet sich die New City Hall, wo sich unser Besichtigungskreis wieder schließt. Direkt auf der Rückseite der Old City Hall (Bild unten links) wurde das neue Rathaus errichtet und 1965 eingeweiht. Architekt des Ensembles (zwei gewölbte Hochhaustürme umschließen den runden Rathaussaal) war ein Finne.
Unser Tag in Toronto neigt sich dem Ende entgegen. In der Nähe unseres Hotels gibt es in der Yonge St. eine gut aussehende Microbrewery mit Restaurant: 3 Brewers . Die Bude ist schon rappelvoll, doch wir finden noch einen guten Platz und testen zwei Biere aus der Hausbrauerei. Dazu zwei super Burger und der Tag ist perfekt. (54 $ CAD = 37 €)
02.08.2017
Nach der zweiten Nacht in Toronto starten wir ohne Früh-stück nach Norden. Unser Ziel: Huntsville - das Tor zum Algonquin Provincial Park.
Fast 300 km liegen vor uns.
Der Tacho zeigt einen Kilometer-Stand von 11959 km. Wir sind gespannt wie viele Kilometer in den kommenden 2 Wochen zusammenkommen.
Kurz vor Barrie auf einem ONroute Rastplatz am Hwy. 400 wollen wir frühstücken und es kommt wie es kommen muss: unsere erste Bekanntschaft mit "Tim Hortons" - einer kanadische Schnellrestaurant-Kette für Kaffee, Donuts, Snacks und Sandwiches.
In Neuengland haben wir versucht Schnell-restaurants an Highways zu meiden (hat nicht immer geklappt) und auch hier in Kanada wollten wir es eigentlich nicht. Aber das Frühstück ist gut, die
Bedienungen sehr freundlich und hilfsbereit, und wir zahlen nur 13 $ CAD
(9 €). Frisch gestärkt geht es weiter Richtung Huntsville.
Gegen 13 Uhr erreichen wir Huntsville. Die Stadt liegt sehr hübsch zwischen einigen Seen in den typischen kanadischen Kiefernwäldern. Huntsville hat 20.000 Einwohner und ist das Fremdenverkehrszentrum für die Region Muskoka und den rund 40 km östlich gelegenen Algonquin Provincial Park.
Als wir ankommen braut sich gerade ein Gewitter über uns zusammen und kurze Zeit später schüttet es kurz wie aus Eimern. Zum Glück gibt es hier sehr viele Souvenir-und Outdoor-Geschäfte in denen wir die Zeit überbrücken können.
Im Café 1897 trinken wir eine Tasse Kaffee und essen ein leckeres Schoko-Mouse (Kuchen gibt es nicht) für 29 $ CAD (19€).
Unser Quartier für die kommende Nacht liegt 30 min nördlich von Huntsville. Das Fern Glen Inn B&B von Jim & Jackie Leung bietet 5 niedliche und liebevoll eingerichtete Gästezimmer und jeden Morgen ein frisch zubereitetes Frühstück zusammen mit den anderen Gästen am großen, rustikalen Esstisch. Dazu ein riesiges, privates Wandergebiet und viele Sommer- und Winteraktivitäten wie Feuerstelle, Hot Tub, Gäste Lounge, Liegewiese und snowshoe hiking.
Bei der Ankunft (die Anfahrt war etwas knifflig - zum Glück hat uns unser (!) Garmin mit der Kanada-Karte nicht im Stich gelassen) werden wir von Jackie und Jim herzlich begrüßt und zu unserem Zimmer "Granary Room" gebracht. Wir machen uns ein bisschen frisch und laufen zu einem der zahlreichen Seen der Region. Jackie hat uns zum Glück ein Moskito-Netz mitgegeben, welches wir auch gleich benutzen müssen. Es sind schon viele Moskitos unterwegs obwohl es erst 16 Uhr ist. Wie wird es wohl in der Dämmerung oder der Nacht sein? Nach der kleinen Wanderung fahren wir ins nahe gelegene Emsdale zu "Spicoli's Pizza". Der Laden ist ein bisschen schmorkelig aber die Pizza ganz lecker. Zum Glück können wir draußen Platz nehmen.
03.08.2017
Nach einer moskitofreien Nacht und einem fantastischen Frühstück brechen zum Algonquin Provincial Park auf.
Hier einige Fakten zum Algonquin Provincial Park:
Am frühen Nachmittag verlassen wir den Park durch das East Gate mit Ziel Pembroke und Fort-Coulonge.
In Barry´s Bay kurzer Stopp bei Tim Hortons.
Am späten Nachmittag fahren wir durch Pembroke - eine Stadt über die wir keine Worte verlieren wollen - und überqueren kurz darauf den Ottawa River. Er bildet hier die Landesgrenze zwischen Ontario und Québec.
Welcome in Québec - äh sorry Bienvenue au Québec
... denn ab jetzt wird (fast) nur noch französisch gesprochen.
Um 18 Uhr sind wir am Ziel: Das Spruceholme Inn B&B in Fort-Coulonge. Bei unserer Ankunft ist die Haus-herrin Jane Toller schon nicht mehr da, doch ein kleiner Info-Brief liegt für uns bereit.
Jane ist die Ur-Großtochter des ehemaligen Hausbesitzers George Bryson Jr., der Direktor der Bank of Ottawa war. Außerdem war er politisch aktiv als Mitglied des Legislativ-rats von Québec. Sein Vater George Bryson Sr. wiederum kam als Kind mit seinen Eltern aus Schottland nach Ost-Kanada. Er stieg in den Holzhandel ein und baute 1843 das erste Sägewerk der Region. Durch den Holzhandel und ihren Einfluss in der Politik wurde die Familie sehr wohlhabend und mächtig. Das herrschaftliche Gebäude zeugt vom Glanz längst vergangener Zeiten.
Hinter der Pension befindet sich seit 2013 in einer Scheune das Restaurant "Bryson’s Bistro du Bucheron". Das Essen ist lecker und wir können sogar regionale Bierspezialitäten genießen. Das Abendessen kostet 65 $ CAD = 43 €.